Gericht verbietet weitere Passagen aus Buch über Helmut Kohl

Teile von Heribert Schwans Enthüllungsbuch über Altkanzler Helmut Kohl wurden bereits verboten, nun hat das Oberlandesgericht Köln weitere Passagen kassiert. Der Autor bezeichnet das Urteil als »unfassbar«.

Im juristischen Dauerstreit zu seinem Enthüllungsbuch über den früheren Bundeskanzler Helmut Kohl hat der Publizist Heribert Schwan eine Niederlage erlitten. Das Oberlandesgericht Köln hat weitere Passagen verboten, die nicht nur Zitate Kohls, sondern auch Schilderungen und Bewertungen Schwans betreffen. Er war als Ghostwriter für Kohl tätig gewesen. Obwohl Zeugen wie Kohls Sohn Walter in dem vorangegangenen Gerichtsverfahren bestätigt hatten, dass Kohl mit Schwan keine schriftliche Vertraulichkeitsvereinbarung getroffen hatte, geht das Gericht doch davon aus, dass Vertraulichkeit impliziert war, weil Schwan für Kohl gearbeitet habe.

Der Journalist und Historiker Schwan hatte Anfang der Nullerjahre als Ghostwriter gemeinsam mit Kohl dessen Memoiren verfasst. Schwan nahm dafür lange Schilderungen Kohls aus seinem politischen Leben auf Kassette auf. Vor dem Verfassen des letzten Bandes der Erinnerungen, der Kohls Abwahl und die CDU-Spendenaffäre behandeln sollte, zerstritten sich die beiden jedoch. Daraufhin veröffentlichte Schwan ohne Absprache mit Kohl das Buch »Vermächtnis. Die Kohl-Protokolle«. Darin fanden sich nicht autorisierte Aussagen des Altbundeskanzlers, insbesondere drastische Werturteile über andere Politiker.

Kohl verklagte Schwan daraufhin. Er argumentierte, dass die von Schwan publik gemachten Kommentare niemals für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen seien. Seit seinem Tod 2017 wird das Verfahren von seiner Witwe Maike Kohl-Richter weitergeführt.

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Schwan zeigte sich von der Entscheidung enttäuscht. »Wenn man mir eine Verschwiegenheit angetragen hätte, wäre ich weggelaufen«, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Vom journalistischen Standpunkt aus betrachtet sei es »unfassbar«, dass nun sogar Zitate verboten worden seien, die gar keine Aussagen Helmut Kohls beträfen, sondern Bewertungen von ihm, Schwan. Dabei geht es unter anderem um Schilderungen, wie die Gespräche abliefen und warum es aus Schwans Sicht zum Bruch kam.

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