„Das Wichtigste ist Dranbleiben“: Redner der Berliner Demo gegen rechts über ihre Arbeit

„Das Wichtigste ist Dranbleiben“: Redner der Berliner Demo gegen rechts über ihre Arbeit

© IMAGO/Manngold

„Das Wichtigste ist Dranbleiben“: Redner der Berliner Demo gegen rechts über ihre Arbeit

Aus der Zivilgesellschaft und für eine „Brandmauer gegen rechts“: Hier sprechen drei Redner der Berliner Großdemo über ihre Arbeit und ihr politisches Engagement.

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Zur Großdemo gegen rechts in Berlin werden diesen Samstag 100.000 Menschen erwartet. Mehr als ein Dutzend Personen aus der Zivilgesellschaft werden als Redner:innen auftreten. Wir stellen drei von ihnen vor.

Axel Grafmanns, Mitbegründer der NGO „Wir packen’s an“

„Das Wichtigste ist Dranbleiben“: Redner der Berliner Demo gegen rechts über ihre Arbeit

© privat

„Am Anfang hat es etwas Gegenwind gegeben“, sagt Axel Grafmanns. Er wohnt in Bad Freienwalde in Brandenburg. Das Dorf, 12.000 Einwohner:innen groß, sei eine AfD-Hochburg. Die ursprüngliche Idee: Einen Lkw voll mit Klamotten und Nothilfe nach Griechenland fahren.

„Über die Sachspenden, das Sortieren, sind wir mit unseren Nachbarn ins Gespräch gekommen“, berichtet Grafmanns. Aus einem Lkw wurden drei und die NGO ist jetzt ein eingetragener Verein. „Wir haben wirklich sehr viel Unterstützung bekommen“.

„Das Wichtigste ist: dranbleiben“, rät Grafmanns. Der 50-Jährige ist in einem Dorf in der Nähe von Chemnitz aufgewachsen. „Sich so öffentlich zu positionieren, das hatte eine Signalwirkung“. Die NGO habe sich in der Region vernetzt. Selbst die Feuerwehr aus dem Nachbarort sei mal gekommen, um beim Sortieren der Sachspenden zu helfen.

Dadurch habe sich auch etwas auf dem Dorf verändert: „Zumindest die, welche sich noch nicht ganz sicher sind, ob sie wirklich AfD wählen wollen. Die kann man manchmal noch erreichen“.

Elena Kountidou, Geschäftsführerin der Neuen deutschen Medienmacher*innen

„Das Wichtigste ist Dranbleiben“: Redner der Berliner Demo gegen rechts über ihre Arbeit

© Kristina Frick/Neue deutsche Medienmacher*innen

„Die Perspektive von marginalisierten Personen muss eine stärkere mediale Berücksichtigung finden“, fordert Elena Kountidou. Als Geschäftsführerin von Neue deutsche Medienmacher*innen (NdM) setzt sie sich für eine vielfältige Medienlandschaft ein – und kritisiert den medialen Umgang mit der AfD. 

„Der Kampf gegen rechts ist auch Kampf um die Sprache. Aber viel zu oft tragen Medien zu einer Normalisierung rechtsextremer Positionen bei“, sagt sie. So auch in der Berichterstattung über die Veröffentlichungen von Correctiv zum Rechtsfronttreffen in Potsdam. „Oft wurden rechtsextreme Kampfbegriffe wie ‚Remigration‘ ohne Kontext in die Überschrift genommen“, kritisiert Kountidou. „Damit spielen Journalist:innen den Antidemokraten in die Hände.“

Um das zu verhindern, bieten die NdM Schulungen und Workshops an. Außerdem publiziert das Netzwerk ein jährlich aktualisiertes Glossar mit „Formulierungshilfen in der Einwanderungsgesellschaft“.

Laura Gehlhaar, Coach und Inklusionsaktivistin

„Das Wichtigste ist Dranbleiben“: Redner der Berliner Demo gegen rechts über ihre Arbeit

© Marco Ruhlig

Als Inklusionsaktivistin und Beraterin unterstützt Laura Gehlhaar Unternehmen, Räume zugänglicher zu gestalten. Sie sagt: „Wenn die AfD gewinnt, wird sich die Situation für Menschen mit Beeinträchtigungen in Deutschland verschlimmern.“

Ein zentraler Hebel: Bildung. „Björn Höcke will beispielsweise den Inklusionsunterricht an Schulen abschaffen. Kinder mit Beeinträchtigungen wären dann vom Regelunterricht ausgeschlossen.“ Das hatte der rechtsextreme AfD-Landeschef und ehemalige Lehrer in einem MDR-Interview gesagt. 

Als Person, die auf einen Rollstuhl angewiesen ist, erfährt Gehlhaar täglich Diskriminierungen. Ähnlich geht es vielen Menschen in Deutschland: rund acht Millionen Personen leben mit einer schweren Behinderung. „Ich weiß, dass ich nicht alleine bin, dass es andere Personen gibt, die sich auch ausgeschlossen fühlen. Und das treibt mich in meiner Arbeit an.“

Auch Demonstrationen sind oft nicht barrierefrei. Das müsse sich ändern, fordert Gehlhaar: „Je mehr Leute sich einreihen können, auch trotz psychischer oder körperlicher Behinderungen, desto wehrhafter wird der Widerstand gegen rechts sein.“

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de