Grammy Awards: Taylor Swift kapert die Show und bricht einen Rekord

Grammy Awards: Taylor Swift kapert die Show und bricht einen Rekord

© REUTERS/MIKE BLAKE

Grammy Awards: Taylor Swift kapert die Show und bricht einen Rekord

Zum vierten Mal gewinnt der US-Superstar in der Kategorie „Album of the Year“ – und kündigt für den 19. April eine neue Platte an. Was sonst noch geschah in der Grammy-Nacht von Los Angeles.

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Das ist schon ein bisschen dreist, doch wer Taylor Swift heißt, darf sowas wohl: Die Bühne der Grammy Awards für eine Werbedurchsage nutzen und die Aufmerksamkeit der versammelten Pop-Welt auf die eigenen Social Media-Kanäle umleiten.

So geschehen in der Crypto Arena von Los Angeles am Sonntagabend, wo der Superstar für „Midnights“ seinen 13. Grammy in der Kategorie „Best Pop Vocal Album“ entgegennahm, um dann sein neues Album anzukündigen: „The Tortured Poets Department“ wird am 19. April erscheinen. „Ich poste gleich das Cover“, sagte Swift und ging wieder ins Publikum. Bis zum Ende der dreieinhalbstündigen Show hatten 6,7 Millionen Menschen dem angeschnittenen Schwarzweiß-Bild einer im Bett liegenden Taylor Swift auf Instagram ein Herzchen hinterlassen.

Als Taylor Swift dann auch noch die Premium-Kategorie „Album des Jahres“ gewann – als erster Person überhaupt gelang ihr das vier Mal – wirkte sie erfreut, aber nicht sonderlich überrascht. Diesmal ohne Werbebotschaft, dafür in Begleitung von Produzent Jack Antonoff und der ebenfalls nominierten Lana Del Rey bedankte sie sich artig für den Preis. „Alles, was ich möchte, ist weitermachen. Es macht mich so glücklich“, sagte die 34-Jährige. Wer auf eine politische Botschaft, gar ein Anti-Trumpstatement gehofft hatte, wurde enttäuscht.

Grammy Awards: Taylor Swift kapert die Show und bricht einen Rekord

SZA verliert die Fassung vor Freude über ihren Grammy.

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Wie eine enthusiastische, noch völlig unroutinierte Reaktion auf einen Grammy-Gewinn aussieht, machte hingegen SZA vor: Mit neun Nominierungen als Favoritin in den Abend gestartet, warf sich die Sängerin erst in die Arme von Lizzo, die ihr den Preis für den besten R’n’B-Song überreichte, um dann zwischen Stammeln („Hi Taylor, I love you!“) und Weinen ihren Dank zum Ausdruck zu bringen. Zwei weitere Grammys gingen an SZA, die zudem ihren Song „Kill Bill“ live sang – umschwirrt von einem Dutzend Tänzerinnen, die eine Tarantino-Hommage mit Samuraischwertern aufführten.

Jay-Z kritisiert die Recording Academy

Es war ein Abend der Frauen. Sie stellten in den wichtigsten Kategorien die überwältigende Mehrheit der Nominierten und dominierten somit auch die Preisvergaben. Bei der von Trevor Noah moderierten Gala war Jay-Z nach zwei Stunden der einzige Mann, der eine der kleinen Statuen überreicht bekam – den schwarz eingefärbten Dr. Dre Global Impact Award, einen Ehrenpreis.

Mit seiner Tochter Blue Ivy Carter kam er auf die Bühne und hielt eine launige Rede, in der er auch auf fragwürdige Entscheidungen der Recording Academy einging. Ohne den Namen seiner abwesenden Frau Beyoncé zu nennen, gab er zu bedenken, dass es doch seltsam sei, dass die Künstlerin mit den meisten Grammys (nämlich Beyoncé mit 32) noch nie die prestigeträchtigste Kategorie „Album des Jahres“ gewonnen habe. „Selbst anhand eurer eigenen Matrix funktioniert das nicht“, fand der Rapper.

Ebenfalls nicht ganz einverstanden mit einer Jury-Entscheidung schien Billie Eilish zu sein, obwohl sie zu ihren Gunsten ausgefallen war. Als sie sich mit ihrem Bruder Finneas die Trophäe für „Song of the Year“ abholte, die sie für „What Was I Made For“ aus dem Barbie-Soundtrack bekam, sagte die Sängerin angesichts der starken Konkurrenz in der Kategorie: „Verdammt, Leute, das ist dumm!“ Tatsächlich wären auch hier SZA, Taylor Swift oder Lana Del Rey beziehungsweise Olivia Rodrigo würdige Gewinnerinnen gewesen.

Die Liste der Live-Performances war mit Größen wie Billie Eilish, Travis Scott, Burna Boy, Olivia Rodrigo exquisit, wobei die berührendsten Momente von Senior*innen gesetzt wurde. Allen voran Joni Mitchell, die mit 80 Jahren ihren ersten Grammy bekam und auch zum ersten Mal bei einer Grammy-Show auftrat. In einem weißen Ohrensessel sitzend, neben sich Brandi Carlile, ihre musikalische Begleiterin der letzten Jahre, sang sie eine kraftvolle Version von „Both Sides Now“. Gelegentlich mit dem Gehstock auf den Boden pochend, hatte sie sichtlich Freude an der Sache – kaum zu glauben, dass sie das Sprechen und Singen nach einem Hirnaneurysma erst wieder hatte lernen müssen.

Die Ehre des letzten Live-Auftritts fiel Billy Joel zu, der mit „Turn The Lights Back On“ seinen ersten neuen Song seit 2007 spielte. Eine romantische Ballade, die er am Klavier begleitet von einem kleinen Orchester aufführte – ein angemessen gesetztes Finale für diese wie am Schnürchen abgespulte Show. Darin rollten selbst eine Erwähnung des Massakers auf dem Super Nova-Festival in Israel einfach so vorbei wie Annie Lennox‘ Ausruf „Artists for ceasefire! Peace in the world!“ nach ihrer beeindruckenden „Nothing Compares 2U“-Version zu Ehren der Toten der Branche.

Die gereckte Faust der britischen Sängerin war schnell ausgeblendet, der nächste Programmpunkt wartete. So wirkte der Abend zwar ein wenig aus der aufgeheizten Zeit gefallen, spendete aber gerade deswegen für einen Augenblick Ablenkung und Entspannung.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de