AfD-Chef hält Bevölkerung für „aufgewiegelt“

Im Frühstart sagt AfD-Chef Chrupalla, die Demonstrationen gegen Rechtsextremismus seien "medial durch die Regierung aufgeputscht". Die Remigrationsfantasien des Thüringer AfD-Chefs bezeichnet er als aus dem Kontext gerissen. Und Chrupalla erklärt, dass Politik für viele Frauen nicht so erstrebenswert sei.

AfD-Chef Tino Chrupalla hat die seit Wochen stattfindenden Proteste gegen Rechtsextremismus als Inszenierung abgetan. Die AfD sei in Umfragen „immer noch stabil über 20 Prozent“, sagte er im Frühstart von ntv. „Wir sehen, dass natürlich gerade medial durch die Regierung aufgeputscht, hier die Bevölkerung ein Stück weit aufgewiegelt wird“, behauptete Chrupalla. „Und das besorgt mich ein Stück weit, dass man mit der Regierung auf die Straße geht.“

Im Trendbarometer der vergangenen Woche stand die AfD bei 19 Prozent. Heute um 14 Uhr erscheint ein neues Trendbarometer.

Chrupalla sagte weiter, er gehe davon aus, dass sich „auch dieser Trend wieder wandeln“ werde. Die „politische Kaste“ habe Angst vor der Europawahl und den drei Landtagswahlen in Ostdeutschland.

Höcke-Zitat „auch aus dem Kontext gerissen“
Angesprochen auf eine Äußerung des rechtsextremen Thüringer AfD-Chefs Björn Höcke, man könne ohne Probleme mit zwanzig bis dreißig Prozent weniger Menschen in Deutschland leben, sagte Chrupalla, dieses Zitat sei „in dieser Form so von ihm nicht gekommen, beziehungsweise da wurde auch aus dem Kontext gerissen“. Richtig sei, dass „illegale Migranten in Deutschland, über 350.000“, zügig abgeschoben werden müssten.

Höcke hatte im Dezember bei einem Auftritt in Gera wörtlich gesagt: „Wir werden auch ohne Probleme mit zwanzig, dreißig Prozent weniger Menschen in Deutschland leben können.“ Beim selben Auftritt hatte Höcke auch gesagt, man könne „die Zahl der illegalen Migranten in Deutschland um einige Millionen reduzieren“. Eine solche Zahl lässt sich nur erreichen, wenn man auch deutsche Staatsbürger als „illegale Migranten“ versteht. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2023 wurden in Deutschland 351.915 Asylanträge gestellt.

Der Kontext von Höckes Äußerungen ist seine Forderung nach einem „groß angelegten Remigrationsprojekt“. Darüber hatte er schon 2018 in einem Buch geschrieben, dabei würden sich „menschliche Härten und unschöne Szenen nicht immer vermeiden lassen“.

Politik für viele Frauen nicht erstrebenswert?
Im Frühstart bezeichnete Chrupalla seine Co-Parteichefin Alice Weidel als traditionelle Frau. Auf eine entsprechende Frage entgegnete er: „Warum nicht? Natürlich, absolut.“ Die Ansicht des AfD-Spitzenkandidaten für die Europawahl, Maximilian Krah, Feminismus sei „Krebs“, bezeichnete Chrupalla als „Wortklaubereien“, von denen er „in dieser Form“ nichts halte. „Wir haben ein klares Familienbild. Es gibt in unserem Land zwei Geschlechter, auch das betonen wir immer wieder. Das ist Frau und Mann. Und diesem Welt- und diesem Familienbild unterstellen wir alles.“

Über den geringen Frauenanteil der AfD von nur 10 Prozent in den Parlamentsfraktionen und weniger als 20 Prozent bei den Mitgliedern sagte Chrupalla, der Frauenanteil sei bei allen politischen Parteien, „zumindest, was die Mitgliedschaft angeht, nicht über 50 Prozent“. Tatsächlich liegt der Frauenanteil bei allen anderen im Bundestag vertretenen Parteien über dem der AfD, teilweise deutlich.

Als Grund für den geringen Frauenanteil nannte Chrupalla, „dass Politik für viele Frauen sicherlich nicht so erstrebenswert ist“. Dennoch gebe es bei der AfD keine Quote. „Bei uns entscheidet die Qualität.“