»Qualitative Missstände und strukturelle Defizite« – Kritik an Schiedsrichterinnen

Der 1. FC Nürnberg hat die Leistung der Schiedsrichterinnen in der Frauen-Bundesliga bemängelt. Schon seit Längerem wird über professionellere Rahmenbedingungen für die Referees und ein neues System diskutiert.

Die Fußball-Schiedsrichterinnen in der Frauen-Bundesliga stehen erneut in der Kritik. Es sei ein Punkt erreicht, an dem die Situation »nicht mehr hinzunehmen ist und an dem wir auch bewusst öffentlich auf qualitative Missstände und strukturelle Defizite beim DFB hinweisen müssen und möchten«, wird Osman Cankaya, Sportlicher Leiter der Fußballerinnen des 1. FC Nürnberg, in einer Pressemitteilung zitiert . »Wir sprechen hier von einer vereinsübergreifenden, ligaweiten Problematik.«

Sämtliche Vereine seien betroffen, unabhängig vom Abstiegs- oder Meisterschaftskampf, so der Bundesligaaufsteiger. »Alarmierend empfinden wir dabei sowohl die Qualität als auch die Quantität der Fehler, unter der in unseren Augen nicht nur der Wettkampf, sondern auch die Attraktivität der Bundesliga massiv leidet«, heißt es in dem Statement.

Nicht zum ersten Mal wird in dieser Saison über die Leistungen von Schiedsrichterinnen geklagt. Laut Verantwortlichen beim FC Bayern und VfL Wolfsburg müssten die Rahmenbedingungen für Schiedsrichterinnen professionalisiert werden. »Somit würde auch die Qualität der Leistungen gesteigert werden können«, sagte Biance Rech, Frauenfußballchefin beim FC Bayern, in einem Interview mit dem »Kicker« Anfang des Jahres.

 

Christine Baitinger, die Sportliche Leiterin der Schiedsrichterinnen beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), hatte angesichts der Kritik zuletzt ebenfalls auf die zusätzliche Belastung von Schiedsrichterinnen verwiesen. Viele würden »parallel zu einer oft 40-Stunden-Woche« Spiele leiten, sagte sie in einem »Sportschau«-Interview .

In Zukunft solle den Schiedsrichterinnen daher mehr finanzieller Freiraum geschaffen werden, »damit sie sich noch intensiver mit den Spielen auseinandersetzen und beruflich etwas kürzertreten können. Da muss man die Entwicklung im Frauenfußball weiter mitberücksichtigen«.

Frauen-Bundesliga für männliche Schiedsrichter öffnen?
Als kurzfristige Lösung wurde ins Spiel gebracht, männliche Schiedsrichter in der Frauen-Bundesliga zuzulassen. Derzeit dürfen Referees aus den Männer-Profiligen nicht im Frauen-Oberhaus pfeifen, weil es getrennte Kader beim DFB gibt.

»Wenn wir es zum aktuellen Zeitpunkt nicht schaffen, ausreichend Qualität und Quantität an Schiedsrichterinnen auf den Platz zu bringen – warum sind wir nicht in der Lage, in der Frauen-Bundesliga die Tore für männliche Schiedsrichter zu öffnen?«, hatte Bianca Rech in einem Interview mit dem »Kicker« Anfang des Jahres gesagt. Die Frauenfußballchefin vom FC Bayern hatte den Wunsch geäußert, »dass der DFB dieses Thema stärker priorisiert«. Zustimmung hatte sie von Ralf Kellermann, Sportdirektor beim VfL Wolfsburg, und von Interimsbundestrainer Horst Hrubesch bekommen.

Das bisherige System aufzulösen, hatte Baitinger kürzlich als »komplexeres Thema« bezeichnet und gesagt: »Voraussetzung muss sein, dass männliche Schiedsrichter Teil der Frauen-Bundesliga sind. Dann sind wir grundsätzlich offen dafür. Schiedsrichter sollten also dem Kader der Frauen-Bundesliga angehören.«