Weniger Geld für die Batterieforschung : Verpasst Deutschland den Anschluss bei der E-Mobilität?

Weniger Geld für die Batterieforschung : Verpasst Deutschland den Anschluss bei der E-Mobilität?

© imago images/Rupert Oberhäuser/Rupert Oberhäuser via www.imago-images.de/Bearbeitung Tagesspiegel

Weniger Geld für die Batterieforschung : Verpasst Deutschland den Anschluss bei der E-Mobilität?

Jahrelang förderte Deutschland die Batterieentwicklung, um international aufzuholen. Jetzt werden wegen der Haushaltskrise Mittel gekürzt. Drei Experten bewerten, welche Folgen das haben wird.

Von

  • Axel Thielmann
  • Monika Griefahn
  • Dirk Uwe Sauer

Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klima- und Transformationsfonds wirkt sich auf immer mehr Branchen aus. Weil dem Bundeshaushalt durch das Urteil 60 Milliarden Euro fehlten, wurden auch die Mittel zur Förderung der Batterieforschung gekürzt.

Fachleute schätzen, dass die bewilligten 155 Millionen Euro nur 20 bis 25 Prozent der ursprünglich angesetzten – und auch benötigten – Fördersumme abdecken. Ohne die Förderung drohe der über zwei Jahrzehnte mühsam aufgebaute Sektor der Batterieentwicklung in Deutschland wieder ins Abseits zu geraten.

Ist diese Sorge berechtigt? Drei Fachleute ordnen die Folgen der Förderstopps ein. Alle Folge unserer Serie „3 auf 1“ finden Sie hier.

Die Batterieforschung beeinflusst Millionen zukünftiger Arbeitsplätze

Die Elektromobilität befindet sich in der entscheidenden Phase des Markthochlaufs und damit der Nachfrage nach Batterien. Durch die Förderung der Batterieforschung der letzten Jahre konnte hierzulande Wissen auf Augenhöhe mit der asiatischen Konkurrenz aufgebaut und über Fachkräfte in die Industrie transferiert werden.

Würden wir der Dynamik anderer Länder nicht mehr folgen, so würde die Fachkräftepipeline leerlaufen. Damit stünden die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und der Aufbau eines Batterie-Ökosystems auf dem Spiel.

Ergebnisse unserer Studien zeigen, dass eine Batteriefachkraft etwa 10 Arbeitsplätze nachhaltig sichern kann. Der Hebeleffekt in der Wertschöpfung liegt bei etwa 100. Die Batterieforschung wirkt sich somit auf Millionen zukünftiger Arbeitsplätze und mehrere 100 Milliarden Euro an Wertschöpfung in Deutschland und Europa aus. Ob diese Transformation zu mehr Souveränität oder Abhängigkeit von anderen Weltregionen führt, ist noch offen.

Deutschland bietet Unternehmen kein verlässliches regulatorisches Umfeld

Einem Zukunftsmarkt während seiner Entstehung Teile der finanziellen Grundlage zu entziehen, ist höchst fragwürdig. Ist der Weg einmal entschieden, sind solche Rückzieher aus klimapolitischer Sicht ein völlig falsches Signal und schüren Unsicherheiten in allen Branchen.

Unternehmen, die investieren wollen, brauchen ein verlässliches und offenes regulatorisches Umfeld. Kombiniert mit den Kürzungen im Bereich der erneuerbaren Kraftstoffe unterstreichen die politischen Entscheidungsträger, dass Deutschland und die EU diese Verlässlichkeit in Teilen nicht bieten.

Wir stehen vor der umfassendsten Transformation unserer neuen Geschichte. Deshalb gilt es allen neuen Märkten die Anfangsinvestitionen, Förderungen und Forschungsmittel in ausreichendem Maße zur Verfügung zu stellen. Anders lässt sich die Klimaneutralität 2050 nicht erreichen. Geben wir neben der Verbrenner-Technologie auch das Zepter der Elektromobilität gänzlich in fremde Hände, verlieren wir endgültig eine tragende Säule unseres Wohlstands und manifestieren vermeidbare Abhängigkeiten.

Eigenes Know-how und Fertigungsfähigkeiten sind für Deutschland essenziell

Die weltweite Umstellung der Pkw-Antriebe auf batterieelektrische Fahrzeuge ist in vollem Gang. Während der deutsche Markt 2023 nur um etwa 11 Prozent gewachsen ist, ist der weltweite Absatz (ohne China) von Batterien für die Elektromobilität um rund 48 Prozent gestiegen. Auch die Entwicklung bei Bussen, Lkw und oberleitungsfreien Regionalbahnen geht aktuell ganz stark zum Batterieantrieb.

Eigenes Know-how entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Batterie und eigene Fertigungsfähigkeiten sind daher für Deutschland essenziell. Seit 2008 wurden systematisch Know-how und Kompetenzen in Forschung und Industrie aufgebaut, um den Vorsprung Japans, Südkoreas und Chinas aufzuholen.

Die Streichung der Mittel im Batteriebereich durch die Bundesregierung sind ein Kahlschlag für die Innovationslandschaft und die Ausbildung hoch qualifizierten Personals. Die Ansiedlung der so wichtigen Batteriezellproduktion in Deutschland wird noch schwieriger. Aktuell starke Positionen zum Beispiel im Bereich Recycling oder Batteriesystementwicklung werden akut gefährdet.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de