Ziegen, die auf Menschen hören: Was die Tiere an unseren Stimmen erkennen

Ziegen, die auf Menschen hören: Was die Tiere an unseren Stimmen erkennen

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Ziegen, die auf Menschen hören: Was die Tiere an unseren Stimmen erkennen

Rund 10.000 Jahre leben Ziegen schon mit Menschen zusammen. Dabei haben sie uns gut kennengelernt, wie jetzt ein Experiment belegt.

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So mancher Ziegenhirte mag es bereits geahnt haben: Ziegen können zwischen einer fröhlich klingenden menschlichen Stimme und einer wütend klingenden unterscheiden. Bewiesen wurde das nun durch ein Experiment, dessen Ergebnis im Fachjournal „Animal Behaviour“ veröffentlicht wurde.

Der Studienleiters Alan McElligott von City University of Hong Kong hatte zuvor schon gezeigt, dass Ziegen die Emotionen eines Menschen am Gesicht ablesen können, was man sonst eher von Hunden kennt. Hausziegen gehören wie Hunde zu den ältesten domestizierten Tieren, sie leben seit ungefähr 10.000 Jahren mit Menschen zusammen. McElligott hatte mit seinem Team auch nachgewiesen, dass Ziegen mit ihrem Meckern Informationen über Identität und Befindlichkeiten übermitteln.

In dem neuen Experiment hörten die Ziegen aus einem Lautsprecher eine menschliche Stimme, die von einem positiven, glücklichen Ausdruck zu einem wütenden Ausdruck wechselte – oder umgekehrt. Dabei fiel auf, dass die Ziegen auf den Wechsel des Ausdrucks aufmerksam wurden und länger in Richtung der Schallquelle schauten. Das deutet darauf hin, dass diese Ziegen die Änderung des emotionalen Inhalts der menschlichen Stimme wahrgenommen hatten.

Nicht alle Ziegen reagierten

„Die Studie liefert den ersten Beweis dafür, dass Ziegen zwischen den in der menschlichen Stimme ausgedrückten Signalen, insbesondere der emotionalen Valenz, unterscheiden können“, sagte McElligott. Unter emotionaler Valenz versteht man eine positive oder negative Wertigkeit. „Die Studie trägt zu der begrenzten Literatur bei, die darauf hindeutet, dass Nutztiere, wie auch Haustiere, empfindlich auf menschliche emotionale Signale reagieren.“

Nicht alle Ziegen reagierten auf die auditiven Signale der menschlichen Stimme in gleicher Weise, ein Viertel der Tiere reagierte gar nicht. Das könnte an den unterschiedlichsten Faktoren liegen, eventuell auch an unterschiedlichen kognitiven Fähigkeiten der Ziegen. Die Forscher konnten auch keine signifikanten physiologischen Veränderungen bei den Ziegen feststellen, wie zum Beispiel einen erhöhten Herzschlag, wenn sie einer veränderten Stimmvalenz ausgesetzt waren.

„Die beobachteten Unterschiede in den Reaktionen von Ziegen auf menschliche emotionale Signale könnten die Bedeutung individueller Erfahrungen und des Lernens unterstreichen, insbesondere der interspezifischen emotionalen Kommunikation“, sagt McElligott. Durchgeführt wurde das Experiment im Buttercups Sanctuary for Goats, einer Wohltätigkeitsorganisation im Südosten Englands, die sich um Ziegen in Not kümmert.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de